Momentan hält unsere Gesellschaft den Atem an: Der Infektionsweg des Covid19-Virus über die Atemwege ist uns allen präsent, Nase-Mund-Bedeckungen machen das Atmen und das tägliche Leben für viele zur Herausforderung. Auch in der gegenwärtigen Leistungsgesellschaft kommen viele außer Atem: Z.B. lässt Büro- bzw. Schreibtischarbeit die Atmung verflachen. Stress und Verspannung wirken sich u.a. auf unsere Lungentätigkeit aus. Umgekehrt fördert Sauerstoffmangel Verspannungen und Konzentrationsdefizite bis hin zur Müdigkeit – ein Teufelskreis. Freier Atem ist eine Grundlage für Lebensqualität und Leistungsfähigkeit.
Bewusstes Atmen kann den Stressabbau fördern und unsere Lebenskräfte wecken. Freier Atem stellt unter anderem eine der wichtigsten Quellen der Regeneration dar, mit der wir auf einfachste Weise neue Kraft für den Alltag schöpfen können. Die Yoga- und Achtsamkeitslehrerin Christine G. Holzer (www.christine-holzer.com; E-Mail: beratungspraxis.ab@gmx.de) führte die Teilnehmer – neben der physischen – auch in die psychologische Bedeutung des Atems ein. Schwere, belastende Gefühle, wie Trauer, Wut, Stress und Ärger und die oft damit verbundene erhöhte Anspannung können durch bewusstes Atmen, insbesondere in Verbindung mit dem Wahrnehmen der Schwerkraft, bildlich an den Boden, an „Mutter Erde“ abgegeben werden.
Auf diese Weise stellt sich Erleichterung ein. Gleichzeitig schöpfen wir mit dem Einatem „frisches Prana“, die im Yoga wichtigste feinstoffliche Energie. Wir können durch bewussten Atem unsere Lebensenergie nähren und erhöhen. Dies wirkt auf unsere Energiezentren, die sogenannten Chakren in positiver Weise ein. Eine Transformation negativer Gefühle wird auf diese Weise unterstützt und das „Nervenkostüm“ gestärkt. Besonders wiederholtes, tiefes Luftholen mit verlängertem Ausströmenlassen aktiviert den für unsere Erholung so wichtige Parasympathikus. Wir können so schneller in Entspannung kommen und regenerieren. Durch die sich einstellende freiere Atmung gewinnt der Brustkorbbereich an Raum, was zu einer angenehmen, weiten Herzwahrnehmung führen kann.
Das „Herz öffnet sich“, das Blut kann im Kreislauf freier zirkulieren, Beschwerden wie Kopfschmerzen und Konzentrationsschwierigkeiten können gemildert werden. Menschen mit Beschwerden aus dem depressiven Formenkreis bekamen durch das Seminar Handreichungen vermittelt, mit Triggern und Retraumatisierungen umzugehen. Atem ist hier einer der schnellsten Wege, ins „Hier und Jetzt“ zu kommen. Die erlernten Übungen können die Betroffenen stabilisieren und die Lebensqualität erhöhen. Alle Anwendungen können auch bei der Burn-out-Prophylaxe hilfreich sein.
Eine Übung legte die Dozentin den Teilnehmern noch ans Herz, die wir alle gut brauchen können: In einer Pause auf eine Park- oder Rastbank setzen und die Natur auf uns wirken lassen. Die Landschaft wahrnehmen und uns mit den positiven Sinneseindrücken anfüllen lassen. Dabei den Atem frei strömen lassen. Das ist Regeneration pur.
Wanda Jung