Floßfahrt auf dem Main – Eine Seefahrt, die ist lustig!

Was macht ein Aschaffenburger, wenn er den unwiderstehlichen Drang verspürt, eine Seereise zu machen, das Meer aber mehr als 500 km entfernt ist? Antwort: Er mietet sich ein Floß und erkundet den Main.

So schön ist Aschaffenburg – Impressionen einer Floßfahrt

Da viele der Mitglieder des Selbsthilfe bei Depressionen e.V. große Lust hatten, dies einmal auszuprobieren, die mietbaren Mainflöße aber nur begrenzte Kapazität haben, hatte der Vorstand des Selbsthilfevereins ein Einsehen mit seinen „Schäfchen“ und mietete gleich zwei Flöße um an einem lauen Sommerabend das große Abenteuer zu wagen.

Während die meisten der Teilnehmerinnen mehr oder weniger entspannt auf den Beginn der Floßfahrt warteten, mussten die auserwählten Kapitäne/Schiffführer einen 15-minütigen Crashkurs über sich ergehen lassen. Absolut notwendig, aber auch sehr anspruchsvoll für Landratten.

Nachdem alle Klarheiten beseitigt waren, ging es los – leichter als erwartet. Die Euphorie war groß, aber die echten Herausforderungen sollten noch kommen! Man hatte sich vorgenommen, zumindest bis zur Obernauer Schleuse zu gelangen, dort vielleicht zu ankern und zu grillen. Man musste aber bald feststellen, dass bei nicht einmal 10 km/h Höchstgeschwindigkeit (für die Seefahrer: dies entspricht etwa 5 Knoten), die Gegenströmung nicht eingerechnet, schon das Erreichen der Obernauer Schleuse kaum möglich war.

Dann der große Schreck: Von vorne und hinten näherten sich fast gleichzeitig „riesige“ Lastkähne. Im Bewusstsein der eigenen Kleinheit wichen die beiden Boote zum Uferrand aus, natürlich nur so weit um nicht gleich auf Grund zu laufen – das kann nämlich schnell passieren, wenn man nicht weiß, was die verschiedenfarbigen Bojen bedeuten, die überall entlang des Mains zu sehen sind.

Zurück im Aschaffenburger Hafenbecken wartete die letzte große Prüfung: Wie legt man an, ohne das Floß zu beschädigen? Es war gar nicht so schlimm, denn die Vermieter waren schon zur Stelle und vertauten die Boote. Natürlich ist es wichtig, nicht mit Vollgas auf die Kaimauer zuzurasen, sondern die Geschwindigkeit anzupassen. Aber das war für die selbst ernannten Jungkapitäne keine echte Herausforderung mehr. Ob diese die offene See mit zittrigen Beinen und schweißgebadet verlassen haben wissen wir nicht, oder wollen es nicht wissen. Jedenfalls waren sich allen Reisenden einig, dass die Bootsfahrt ein unvergessliches Erlebnis war.

Manfred Fuchs